INTERVIEW

29.06.2022 VORHERIGER ARTIKEL NÄCHSTER ARTIKEL
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Das Architekturbüro Lutz Architekten ist Partner der laufenden kollaborativen Projekte Light Budget, Erstellung eines Kohlenstoff- und Tageslichtbudgets bei der Planung der Klimahüllen von Gebäude und TASer, einer Machbarkeitsbewertung eines neuen wirtschaftlichen Anreizmodells für die Renovierung von Wohnungen. Interview mit Luc Trottier (LT), geschäftsführender Direktor bei Lutz Architekten.

Aus welchen Gründen nimmt ihr Architekturbüro an kollaborativen Projekten teil?

LT: Unsere Grundidee besteht darin, mit Innovationen gegen die Auswirkungen unserer Bauprojekte auf die Umwelt vorzugehen. Wir sind seit 40 Jahren im Bereich der nachhaltigen Entwicklung tätig, auch wenn der Begriff zu Beginn unserer Tätigkeit noch nicht existierte. Das Ziel bei der Gründung unseres Architekturbüros basierte grösstenteils auf Energieeinsparungen. Durch die Teilnahme an Forschungsprojekten konnten wir die Energieeffizienz unserer Gebäude ständig verbessern, indem wir auf dem laufenden Stand der Innovationen in diesem Bereich blieben. Wir beteiligen uns an kollaborativen Projekten, um die Informationen dann an die breite Öffentlichkeit weiterzugeben. Da liegt es auf der Hand, dass wir als Teil eines Forschungsprojekts, einer Kommission oder eines Verbands die Möglichkeit haben, unsere Erfahrungen mit nachhaltiger Architektur einzubringen und die Zustimmung der Unternehmer zu gewinnen. Durch kollaborative Projekte können die Projektpartner von unserem Fachwissen profitieren und wir können innerhalb des Projektkonsortiums neue Erkenntnisse gewinnen. Und vor allem beteiligen wir uns an der Weiterentwicklung des Wissens in diesem Bereich, um die Auswirkungen auf das Klima von Bauprojekten noch weiter zu reduzieren.

Wie nutzen Sie die Ergebnisse kollaborativer Projekte und welche Auswirkungen haben sie auf Ihr Architekturbüro?

LT : Dank den kollaborativen Projekten können wir die Verfahren der nachhaltigen Architektur weiterentwickeln, um an der Spitze zu bleiben und immer einen Schritt voraus zu sein. Durch Forschungsprojekte erhalten wir mehr Interaktion, Antworten auf unsere Fragen, neue Erkenntnisse für unsere Arbeit und die Verbesserung unserer Praxis. Andersherum bringen wir auch unsere Erfahrung in die Forschung ein, indem wir Pilotprojekte vorschlagen, die als Grundlage für Überlegungen und praktische Arbeit in der Forschung dienen können.

2021 veranstaltete der Building Innovation Cluster gemeinsam mit INNOSQUARE Workshops zum Thema Kreislaufwirtschaft im Bau- und Renovierungssektor. Daraus entstand eine Skizze für ein kollaboratives Projekt mit dem Titel CaRE, Catalyst of Reemployment for the Construction Sector, das letztlich aufgrund fehlender Finanzierung nicht zu einem konkreten Projekt geführt hat. Wie analysieren Sie die Schwierigkeiten bei der Finanzierung von Projekten der Kreislaufwirtschaft für die Baubranche?

LT : Es gibt nicht genug Engagement von privaten Unternehmen, diese haben keine direkten Gewinne für sich erkannt. Häufig verfolgt die Baubranche noch ein Geschäftsmodell, bei dem die meisten Unternehmen mit dem Abriss Gewinne erzielen. Der Abfall könnte tatsächlich besser wiederverwertet werden, einige Unternehmen beginnen sich dafür zu interessieren. Die Hauptprobleme sind 1) der Mangel an verfügbaren Lagerplätzen 2) die Kosten für eine sorgfältige Demontage zur Wiederverwendung 3) die sehr strengen Normen 4) die Verantwortung für die Qualität der wiederverwendeten Bauteile.

Redaktion : Julie Carron Übersetzung : Mirjam Andexlinger Foto : Lutz Architekten