ECOLIANT : Umwandlung von Abfall in kohlenstoffarme Bindemittel für das Bauen von morgen
18.03.2025 VORHERIGER ARTIKEL NÄCHSTER ARTIKEL
Die Bauindustrie steht vor einer grossen Herausforderung: Sie muss ihren CO2-Fussabdruck reduzieren und gleichzeitig eine hohe mechanische Leistung aufrechterhalten. Das Projekt ECOLIANT, das von der Hochschule für Technik und Architektur (HTA-FR) in Zusammenarbeit mit mehreren Industrieakteuren getragen wird, befasst sich mit dieser Problematik, indem es kohlenstoffarme Bindemittel aus Holzasche und gebranntem Ton entwickelt, zwei Ressourcen, die zu wenig genutzt werden.
Zement, ein Hauptbestandteil von Beton, ist für einen erheblichen Teil der weltweiten CO₂-Emissionen im Bausektor verantwortlich, hauptsächlich aufgrund seines hohen Klinkergehalts. Dieser wird bei extrem hohen Temperaturen hergestellt, ein sehr energieintensiver Prozess. ECOLIANT bietet eine innovative Alternative, indem ein Teil des Klinkers durch lokale Materialien ersetzt wird, die derzeit auf Deponien entsorgt werden, aber ein nicht zu unterschätzendes Potenzial für die Herstellung von Bindemitteln besitzen. Holzasche, die aus Fernwärmeanlagen stammt, weist interessante chemische Eigenschaften für diese Formulierungen auf. In Verbindung mit gebranntem Kaolinton lassen sich damit umweltfreundlichere Bindemittel entwickeln, die die Umweltauswirkungen von Zement verringern und gleichzeitig seine mechanische Leistungsfähigkeit erhalten.
Das Projekt ECOLIANT bringt ein Konsortium von Akteuren zusammen, das die gesamte Wertschöpfungskette von der Sammlung der Rohstoffe bis zu ihrer industriellen Verarbeitung abdeckt. Gruyère Energie AG und Groupe E versuchen, die Asche aus der Verbrennung von Biomasse zu verwerten, ein Verfahren, das bei der Energiewende immer häufiger zum Einsatz kommt. Holcim, Vigier Ciment und Juracime AG, Experten in der Zementproduktion, sowie Helfer / Leva AG, Antiglio und die JPF-Gruppe werden diese neuen Bindemittel in die Herstellung von Betonprodukten integrieren. Climate Services wird seinerseits sein Fachwissen einbringen, um eine gründliche Lebenszyklusanalyse durchzuführen und die Umweltauswirkungen der entwickelten Lösungen zu bewerten, wodurch ein auf präzisen und objektiven Daten basierender Ansatz gewährleistet wird.
Das Projekt ist in mehrere Schlüsseletappen gegliedert: zunächst die chemische Charakterisierung der Rohstoffe, um die bestmöglichen Kombinationen zu ermitteln, dann die Entwicklung und Optimierung der Bindemittelformeln. Anschliessend werden industrielle Prototypen hergestellt und getestet, bevor eine umfassende Bewertung ihrer Umweltauswirkungen vorgenommen wird. Dieser wissenschaftliche und industrielle Ansatz zielt nicht nur darauf ab, nachhaltigere Baustoffe anzubieten, sondern auch die Nutzung lokaler Ressourcen zu optimieren, wodurch die Abhängigkeit von importierten Rohstoffen und die Notwendigkeit energieintensiver industrieller Prozesse verringert werden.
Das vom NRP-Programm des Kantons Freiburg unterstützte Projekt ECOLIANT verkörpert die Verbindung von Innovation und Nachhaltigkeit. Durch die Verwertung von Industrieabfällen und die Entwicklung konkreter Lösungen für das Bauen von morgen ebnet es den Weg für einen Übergang zu einem verantwortungsvolleren Beton und verankert die Schweizer Industrie in einer Dynamik der Kreislaufwirtschaft.
Projektpartner
HTA-FR (institut iTEC), Gruyère Énergie AG, Groupe E, Holcim AG, Vigier Ciment, Juracime AG, Helfer / Leva AG, Antiglio, Groupe JPF und Climate Services.